#notjustsad – über Depressionen (Einblicke)

Einblicke in die Depression - und wie man Betroffenen helfen kann

Depressionen zu haben ist wie Kinder zu kriegen:

Du verstehst es nicht richtig, bis Du es selbst erlebt hast.

Immer wieder bekomme ich mit, habe mitbekommen, oder höre es von Betroffenen, was man sich alles anhören muss, wenn man diese Krankheit zur Sprache bringt:

„Reiß dich halt zusammen.“

„Ich bin auch manchmal traurig, aber deswegen mach ich/mach ich nicht…“

Ich dachte immer, ich bin selbst Schuld

Wenn das mit dem Zusammenreißen so leicht wäre, dann würde man es machen.

Sowas zu hören tut weh!

Ich dachte früher:

„Was stimmt mit mir nicht? Bin ich faul? Warum kann ich mich manchmal nicht aufraffen dies und das zu tun?“

Ich dachte immer, mit MIR stimmt etwas nicht. Was ja irgendwie auch wieder richtig ist. Aber ich dachte durch solche Aussagen immer, ich sei selbst Schuld.

Schuld an der Depression, an den Gefühlen. Alles nur meine Schuld, dachte ich.

Das hat mich noch mehr fertig gemacht!

Wie man sich fühlt (Triggerwarnung!)

Manchmal fühlt man gar nichts mehr

Meine Teenagerjahre waren hart für mich.

Ich habe es bisher von keinem Arzt bestätigt bekommen, soweit das im Nachhinein überhaupt geht, aber ich kenne mittlerweile die Symptome und denke, dass ich damals schon unter Depressionen bzw. schweren depressiven Phasen litt.

In der 7. Klasse, 2006, ich war damals 13, wurden die negativen Gefühle in mir so stark, dass ich nicht drauf klar kam.

Meine Mutter hatte als Alleinerziehende von vier Kindern genug Stress, ich konnte sie nicht belasten. Ich konnte mich ihr nicht anvertrauen. Meine damaligen Schul“freund*innen“ verstanden mich nicht. Niemand verstand mich, da war ich mir ganz sicher.

Ich war mit meinen Gefühlen so verdammt allein.

Ich habe mich damals auch selbst verletzt. Als der Schmerz im innern so groß war, dass ich es nicht mehr aushalten konnte, ritzte ich mich mit einem stumfen Nagel an den Beinen. Der äußerliche Schmerz betäubte mich innerlich.

Ich hab das danach nie wieder gemacht.

Körperliche Symptome

An einem Tag im Jahr 2013 klingelte morgens der Wecker.

Ich war wach, aber ich konnte nicht aufstehen. Im meinem Kopf und meinem Inneren herrschte Chaos – mein Körper aber fühlte sich bleischwer an.

Ich konnte nicht aufstehen, mich nicht bewegen.

Ich war nicht in der Lage, mein Bett zu verlassen, rein körperlich!

Die Vorstellung, das Bett, mein Nest, meinen Zufluchtsort, meine Sicherheit zu verlassen, um da raus zu gehen, auf die Straße, wo andere MENSCHEN sind, … Ich geriet in Panik! Die Situation überforderte mich dermaßen, dass mein Körper einfach aussetze.

Ich schlief fiel. Hatte Fehltage, ich machte zu der Zeit eine Ausbildung.

Mir ging es so schlecht! Ich war nicht etwa einfach nur traurig (#notjustsad).

Ich war leer, wie ausgesaugt, müde, antriebslos, unmotiviert, verzweifelt. Oft wünschte ich mir, tot zu sein. Ich wollte nicht unbedingt sterben oder mir etwas antun – aber die Vorstellung, einfach nichts mehr zu fühlen, auch nicht nichts zu fühlen, sondern von all dem einfach frei zu sein, gefiel mir.

Was mir geholfen hat - und mehr geholfen hätte

Heute weiß ich, dass es gut gewesen wäre, sich mehr Leuten anzuvertrauen.

Durch die Gemeinde, in der ich damals aktiv war, hatte ich eine erwachsene Freundin. Also eigentlich war ich mit der Tochter befreundet, aber wir waren nicht so auf einer Wellenlänge. Doch ihre Mutter, die verstand mich.

Sie hatte Kleidng ihrer Tochter für mich und ich war bei ihr, um die anzuprobieren.

Ich versuchte, meine Beine zu verstecken, aber diese Frau war so verdammt aufmerksam. Sie litt selbst unter Depressionen und Angs- und Panikattacken.

Wir redeten, ich weinte. Ich hatte endlich jemanden gefunde, der mich verstand, der diese Gefühle kannte und mir sagte:

„DU BIST NICHT ALLEIN.“

Ich habe mir leider erst immer dann Hilfe gesucht, wenn es gar nicht mehr ging und ich kurz vorm Zusammenbruch stand.

Und die kamen, immer wieder.

Davon werde ich Dir ein anderes Mal berichten♥

Wie Du Betroffenen helfen kannst

Es ist wirklich hart, jemandem zuzuhören, der Depressionen hat. Da tun sich teilweise Abgründe auf, die ein „gesunder“ Mensch niemals für möglich gehalten hätte.

Ja, es ist anstrengend, und danach fühlst Du Dich vielleicht auch erst mal scheiße.

Aber wenn Du doch stark bist, wenn Du jemanden kennst, dem es schlecht geht: Du kannst wirklich mit Kleingkeiten so viel Gutes bewirken!

Hier ein paar Tipps:

  • Nette Nachrichten

Egal, ob das eine SMS, eine Whatsapp Nachricht oder sogar ein selbstgeschriebener Brief oder eine Postkarte mit einem schönen Spruch ist!

Depressive/psychisch kranke Menschen haben oft das Gefühl, allein zu sein. Fühlen sich wertlos und dass niemand an sie denkt. Warum auch…

Eine liebe Nachricht kann schon so viel bewirken!

Zum Beispiel:

„Guten Morgen Sonnenschein! Ich hab gerade an Dich gedacht und wollte Dir das mal sagen. Danke, dass Du so bist, wie Du bist. Du bist toll! Wollen wir uns mal treffen? Wenn du etwas brauchst, lass es mich wissen. Hab dich lieb♥“

Hat das weh getan? Nein. Na siehst du.

  • „Dates“

Viele Betroffene haben Probleme, raus zu gehen. Selbst wenn viele es schaffen, zur Arbeit zu gehen und ihren Alltag größtenteils geregelt kriegen, so fällt es doch schwer, sich für andere Dinge aufzuraffen. Selbst wenn man weiß, dass einem das gut tun würde.

Das innere Chaos zeigt sich oft auch im Äußeren. Wenn ihr gut befreundet seid, kannst Du ja auch mal vorbei gehen. Aber am besten anmelden. Depressive Menschen sind oft chaotische Menschen, was man dann an der Wohnung sieht (ich bin ein gutes Beispiel). Bring sie bitte nicht durch unangekündigte Besuche in Verlegenheit.

Was Du machen kannst: die Person zu Dir einladen oder mal raus gehen. In ein Café oder in den Park. Ein Picknick organisieren. Oder einfach zusammen was „shoppen“ gehen.

  • Mal telefonieren
  • Hilfe anbieten, z. B. fragen, ob man was kochen oder einkaufen soll.
  • Noch besser: mit demjenigen einkaufen oder kochen.

Alltagsdinge können echt unmöglich erscheinen manchmal. Viele Betroffene essen dann zu wenig, weil sie sich nicht mal aufraffen können, sich ein Brot zu machen.

Oder ernähren sich ungesund, weil die Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben schon anstrengend genug ist.

  • Und bitte, bitte bitte keine Sätze wie:

„Da kann ich Dir auch nicht helfen.“ (autsch, da ist es wieder, ich bin allein, allein…)

„Reiß dich zusammen.“ (das weiß man selbst!!!!)

  • Wenn es um die Person sehr schlecht bestellt ist, diese beipielsweise Suizidgedanken hat oder nicht mehr klar kommt, ist die Hilfe bei der Suche nach einem Arzt Gold wert. Auch für die Person anzurufen um einen Termin auszumachen, kann sehr viel helfen (natürlich in Absprache mit der Person!).
  • Wenn es Dir selbst zu viel wird, binde andere mit ein. Jeder kann helfen. Jeder kann zuhören. Jeder kann mal eine nette Nachricht hinterlassen.

Hilfe auf Abruf

„Wenn Sie Hilfe benötigen, wenn Sie verzweifelt sind oder Ihnen Ihre Situation ausweglos erscheint, dann wenden Sie sich bitte an Menschen, die dafür ausgebildet sind. Dazu zählen zum Beispiel Ihr Hausarzt, Psychotherapeuten und Psychiater, die Notfallambulanzen von Kliniken und die Telefonseelsorge.

Die Telefonseelsorge berät rund um die Uhr, anonym und kostenfrei unter den Nummern: 0800 1110111 und 0800 1110222 sowie per E-Mail und im Chat.

Kinder und Jugendliche bekommen bei der »Nummer gegen Kummer« anonym und kostenfrei Hilfe und Unterstützung bei kleinen und großen Problemen des Lebens: 116111, montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr.“

Ich bin keine Psychologin - aber ich bin betroffen

Wenn du Fragen hast, schreib mir gerne:

awesome.diaries.de@gmail.com

Machs gut♥

Deine T.

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