Scham
Lady Awesome | Veröffentlicht am |
Scham, schämen, Schamgefühl
Ich hätte große Lust, mal eine Video-Nachricht für Dich aufzunehmen – aber ich bin noch nicht so weit. Das bringt mich direkt zu meinem Thema:
Scham.
Ich bin momentan so voll. Also nicht voll im Sinne von besoffen 😀
Nein, eher geladen. Voller Gefühle, voller Erinnerungen, voller Baustellen im Kopf.
Einfach Chaos im Kopf. Es ergibt aber so langsam ein Muster für mich.
Sommer-Ich vs. Winter-Ich
Im Winter leide ich extrem unter Winterblues, Winterdepressionen, depressiven Phasen generell.
Sobald die Sonne sich zeigt, geht es mir besser. Ich bin viel besser drauf! Das motiviert mich auch, raus zu gehen, sogar Erledigungen klappen so viel besser.
Ich bin ’ne ziemliche Pussy. Ich friere schnell, ich bin relativ dünn, spätestens im Herbst fängt es an, dass meine Hände rau werden. Kälte tötet regelmäßig meine Hände und mein Gesicht. Voll uncool!
Kurz gesagt: ICH HASSE DEN WINTER.
Im Gegensatz dazu scheint im Sommer in mir ab einem gewissen Punkt alles zu explodieren!
Ich habe Spaß, ich freue mich, ich hab viiiiel mehr Energie, ich hab Bock, ich hab Motivation!
Und dann, irgendwann ganz plötzlich, regt sich etwas in mir.
Was ist das? Lebensfreude, bist Du es? Unbeschwertheit? Hallo?
Etwas Großes. Etwas will raus. Da klopf etwas an.
Ist es mein Bedürfnis nach Freiheit? Das innere Kind in mir? Die Zweifel und Traurigkeit, die ich nach dem Winter tief in mir vergrabe? Meine innere Rebellin?
Dieser krasse Gefühls- und Motivations-„Boost“ kommt immer im Sommer. Oder sagen wir es beginnt schon im Frühling. Es ist krass wetterabhängig. Es kommt dann, wenn es sich nach Sommer ANFÜHLT. Das ist mir wirklich erst vor wenigen Wochen aufgefallen.
Unglaublich starke Energien suchen ihren Weg. Gefühle ganz besonders, viel mehr noch Bedürfnisse und Sehnsüchte. Wut, Schmerz, Frust; aber auch Liebe, Wertschätzung, Dankbarkeit.
Und die Bedürfnisse:
- nach Gerechtigkeit
- nach Spaß und Ausgelassenheit
- nach andere erfreuen und erfreut zu werden
- nach Freunden und Kontakten
- zu tanzen, nach Party und lauter Musik
- frei zu sein, zu tun und zu lassen, was ich möchte
- neue Bekanntschaften zu schließen
- Liebe zu schenken und zu bekommen
- aber auch nach Aufmerksamkeit, Lob und sogar Kritik
So im Nachhinein reflektiert wundert es mich wirklich, dass mir das früher nie so bewusst war wie jetzt.
In dieser Zeit baute ich als Teenagerin am meisten Mist und war schon in der Grundschule in der Zeit am besten und selbstbewusstesten in der Schule. Es zieht sich durch mein ganzes verdammtes Leben. Das ist so krass…
Corona hat mir einen dumpfen Schlag verpasst
Noch vor drei Monaten, da war es sogar noch Winter (!), hab ich die Arschbacken zusammen gekniffen und mich zumindest wieder mit dem Einstieg in meine Arbeit beschäftigt. Der Personalabteilung geschrieben, wie es aussieht, ob ich früher wieder anfangen kann. Statt April 2021 eben Oktober 2020.
Sah alles cool aus und so – ich hatte zwar nur den Halbtagsplatz für meine Tochter (4,5) und keinen Platz für meinen Sohn (2), aber ich war mir ganz sicher, dass ich die Plätze rechtzeitig für die Kids kriegen würde. Bin da ganz offen im Gespräch mit denen in der KiTa. Das klingt nach Beeinflussung – aber ich seh das so: die kennen mich, die kennen meine Kinder, die wissen, was bei mir abgeht und was ich von ihnen brauche. Im Gegenzug setze ich mir sehr für die KiTa ein, das wird auch gesehen. Bin im Elternbeirat und so ein Käse.
Harte Arbeit sollte belohnt werden, finde ich; jedenfalls hatte ich von der KiTa-Leiterin schon das inoffizielle:
„Das kriegen wir schon hin.“
Then, the shit came. Corona. Das war Anfang März noch so weit weg. Und kam dann bäm bäm bäm Schlag auf Schlag, KiTa zu. Erst hieß es noch, bis 20. April. Ist schon ein paar Tage her… Jetzt heißt es, ab 30. Juni, schrittweise (und noch niemand weiß wie das konkret aussehen soll).
Ich muss die Kraft doch irgendwie nutzen können...
Mir egal wer da jetzt wie irgendwie an irgendwas Schuld ist – Fakt ist, das neuartige Virus ist eben präsent.
Mir gefällt aber auch, dass man gar nicht so weit vorausplanen kann und muss. Klar, ist schon teils Kacke, aber ich treffe so ungern Entscheidungen.
Da meldet sich dann nämlich wieder meine Depression.
„Du bist so scheiße!“
„Du kannst nichts. Und das, was Du kannst, können alle anderen viel besser als Du.“
„Bleib einfach hier liegen, dann kann Dir nichts Schlimmes passieren…“
„Fang gar nicht erst an – so oft schon hast Du Dich angestrengt und deine Mühe wurde nicht honoriert.“ (Schulnoten, andere Bewertungssysteme…)
Und da alles so ungewiss ist, kann ich in meiner Ungewissheits-Blase schwimmen und chillen.
Ich arbeite an einigen Baustellen - Selbstfindung extreme
Durch den Blog und meinen Account auf Instagram bin ich auch momentan in einer extemen Selbstfindungsphase.
WER BIN ICH? Was ist mir wichtig?
Einerseits geht es ums Mutter sein, ums Kinder haben, das Familienleben.
Aber andererseits bin ich doch abgesehen davon auch ein eigener Mensch und muss gerade lernen, noch viel viel mehr auf mich selbst zu achten – das fällt mir nicht leicht.
Ich bin dieser typische Anpassertyp gewesen. Und da will ich raus. Ich wollte es immer jedem Recht machen und das hat mich zerrissen.
Und drittens möchte ich aber auch über psychische Krankheiten reden. Betroffenen Mut machen, „indirekt“ Betroffenen im Umgang mit diesen Dingen helfen.
Scham ist bei mir ein riesen Thema
Dieses Hervortreten aus meinem eigenen Schatten fällt mir schwer. Vordergründig tue ich so, als wäre dieses Pseudonym nur zum Schutz meiner Kinder. Ich will hier immer ehrlich sein, aber ich komm nicht aus meiner Haut raus.
Ich fürchte, der wahre Grund meiner Anonymität ist die Scham.
Du schämst Dich nämlich immer genau dann, wenn andere etwas von dir sehen oder erfahren, was sie nicht erfahren sollen.
Warum? Aus Angst vor einer negativen Reaktion. Wegen der Frage:
„Wie denkt die Person jetzt über mich?“
Ich will immer gemocht werden. Von jemandem nicht gemocht zu werden konnte ich nie akzeptieren. Es fühlt sich an wie eine Beleidigung. Ich musste so etwas immer persönlich nehmen, ich konnte nicht anders. Wenn jemand mich nicht mochte, dann stimmte etwas mit MIR nicht!
Es ist heute schon gar nicht mehr so krass wie damals. Aber es ist auch noch nicht wirklich gut. Auch daran muss ich arbeiten.
Ich möchte auch nicht, dass meine Kinder durch irgendwas in meiner Erziehung auch so „verhaltensauffällig“ in der Hinsicht werden. Denn ich frage mich natürlich, wo das her kommt. Hatte ich als Kind das Gefühl, nicht um meiner selbst Willen geliebt zu werden, sondern nur aufgrund „guten“ Verhaltens, „guter“ Noten, „guter“ Taten?
Meine Freundin Miss Incredible sagt, Scham komme daher, dass man in seinem Ich-Sein zu wenig gewürdigt wurde.
Ich würde meinen Eltern niemals Vorwürfe machen. Immerhin haben sie uns nicht geschlagen, wie deren Eltern ihrerseits es bei ihnen getan haben. Das ist ein riesen Schritt raus aus dem Teufelskreis!
Aber ich versuche es, jetzt NOCH besser zu machen. In der Hoffnung, dass die Kinder meiner Kinder gefühlvoll und gewaltfrei (körperlich wie verbal) aufwachsen und sich völlig entfalten dürfen.
Das erzeugt natürlich auch Druck in mir. Ich habe dauernd Angst, dass die Beziehung zwischen meiner Tochter und mir einen Knicks kriegt!
Allein schon diese negativen Gedanken und Schuldgefühle nicht in einer ewigen Kopf-Spriale enden zu lassen, oder da wieder raus zu kommen, ist anstrengend. Manchmal muss man auch einfach warten, bis es vorbei ist.
Mind-Set
Mind-Set… Selbstoptimierung, pipapo.
Ja, wenn ich das Wort schon höre, könnte ich kotzen 😀 Aber so sagt man das heutzutage nun mal.
Und so spinne ich auch den Bogen zurück zum Anfang:
Immerhin traue ich mich ja schon mal hier zu schreiben; so weit, so gut. Aber ich hab mir auch überlegt, dass ich keine Lust hätte, Geschichten einer „gesichtslosen“ Person zu lesen.
Hab jetzt gelernt, dass man auf Instagram so Videos machen muss und so. Erhöht die Aufmerksamkeit, Reichweite pipapo.
Und Du wirst lachen, aber das ist ein RIESEN DING für mich! Wo andere überall ihr Gesicht hinposten, da steh ich noch da und mach Fotos von meinen Füßen…
Aber ich befinde mich hier ja in einem Prozess, an dem ich Dich teilhaben lassen möchte.
Mal schauen, was so passiert, wenn ich meine Komfortzone verlasse. Wachsen. Lernen.
Vielleicht sollte ich mich zur Motivation daran erinnern, welche Momente ich im Nachhinein bereut habe, weil ich mich etwas nicht getraut habe…
Woran arbeitest Du so?
Machs gut♥
Ich
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