Reismahlzeit und kalter Kaffee
Am Wochenende waren der Freund und die Tochter bei den „Schwiegereltern“. Ich hatte frei – und hab natürlich aufgeräumt, gesaugt, geputzt, was eben so ansteht.
Montag, das Wochenende ist vorbei. Der Freund ist arbeiten. Die Tochter ist aufs Gesicht gefallen und hat zu wenig geschlafen, sie ist extrem knatschig.
Nach dem Frühstück, erst mal einen neuen Kaffee machen und den Tag beginnen.
Da das Wetter wieder besser ist, öffne ich die Tür im Wohnzimmer zum Garten. Wohnzimmer – im Prinzip handelt es sich eher um ein riesen Spielzimmer. Das Schlafzimmer der Kleinen liegt unterm Dach, da ist es ihr zu warm im Sommer. Da schläft sie dann unten im Wohnzimmer.
Der Garten war nur kurz interessant, sie kommt wieder rein. Dann findet sie eine „Rassel“, die ich ihr als Baby selbst gemacht habe. Eine kleine Flasche mit Reiskörnern. Natürlich bekommt sie die mittlerweile auf und so schnell kann ich nicht „Reis“ sagen, da liegt alles schon verteilt auf dem Boden.
Kein Problem, so etwas regt mich schon lange nicht mehr auf. Passiert mit Kindern eben. Wobei ich bis vor einem Jahr vermutlich noch durchgedreht wäre („Ich hab erst gestern gesaugt, aaaaahh!“), aber ich hab mich gebessert und meine Einstellung geändert. Muss man. Sonst bekommt man bei einem Kleinkind ganz schnell einen Herzinfarkt 😀
Der Reis auf dem Boden ist auch nicht lange interessant. „Be“, sagt die Tochter und meint den Besen. Gutes Kind, sie will sauber machen. Natürlich verteilt sie mit dem Besen den Reis im gesamten Wohnzimmer. Auch nicht schlimm. Ich gehe in die Küche und hole den großen Besen. Da fällt mir der Kaffee auf der Arbeitsplatte auf. Ist mittlerweile kalt, klar.
Mit dem Besen und dem kalten Kaffee bewaffnet, stiefel ich zurück ins Wohnzimmer. Die Tochter ist damit beschäftigt, Reiskörner zu essen. Aus irgendeinem Grund isst sie die gern. Ungekochte Nudeln und Reiskörner, steinharte Mungobohnen, sowas geht immer. Ich lasse sie, sie isst davon ja keine Unmengen.
Da ich den Besen eh schon in der Hand habe, kehre ich eben das ganze Zimmer und den Flur gleich mit. Den Reis-/Staub-/Dreck-Haufen lasse ich liegen und muss noch mal in die Küche, die Kehrschaufel holen.
Als ich zurück komme, verziehe ich das Gesicht. Die Kleine isst immer noch Reiskörner, diesmal aus dem Dreck-Haufen. Ich atme ein, öffne den Mund – besinne mich. Der Freund ist auf dem Land aufgewachsen, ich in der Stadt. Ich wette, der hat als Kind jede Menge Dreck gegessen und kann heute Steine verdauen. Mein Magen dagegen macht nicht viel mit. Also atme ich aus und sage nichts. Weil ich es aber nicht mit ansehen kann („Euw!“), drehe ich mich um. Guter Zeitpunkt, einen neuen (heißen!) Kaffee zu machen.
Kaffee fertig, heiß, zurück zur Tochter. So ordentlich, wie ich die Sachen zusammengekehrt habe, sind sie nicht mehr. Die Kleine macht schon wieder etwas anderes, also kehre ich das Zeug in den Müll. Genug Staub für einen Tag gegessen. Ich bin zufrieden. Die Tochter will malen, also malen wir. Sie schaut immer mal wieder, wie ich reagiere, wenn sie auf den Tisch malt oder mit dem Stift in Richtung Wand rennt. Konsequent sein und nicht aufregen, das hab ich heute besonders gut drauf.
Sie ist den ganzen Tag schon müde, ich bringe sie ins Bett, im Wohnzimmer. Als ich vor der Tür stehe, suche ich meinen Kaffee. Er steht noch im Wohnzimmer. Verdammt. Ich will da nicht noch mal rein. ‚Egal,‘ denke ich. ‚Der ist jetzt eh schon kalt.‘
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