Nicht nur Familien: Ausnahmen sind im Ausnahmezustand außerordentlich erwünscht!

Mit Bericht meiner ersten – im Nachhinein bewussten – Panikattacke. Und Tipps gegen Corona-Koller: Kreativität statt Krise

Am Mittwoch, 11. März 2020, hatte meine Tochter fürs Erste ihren letzten Tag im Kindergarten.

Die darauffolgenden zwei Tage hatte die KiTa ohnehin zu, wegen interner Weitebildungen.

Schon seit einigen Tagen hingen Plakate im Kindergarten über das richtige Husten, Niesen und Händewaschen. Außerdem offizielle Ausdrucke von Ämtern mit Erklärungen und Anleitungen für den Fall der Fälle. Corona und so.

Freitags kam dann der Anruf, dass der Kindergarten nun „zwei Wochen mindestens“ zu habe.

Heute, eineinhalb Wochen später, kam der Anruf:

„Hallo, hier ist die Lisa von der KiTa [blubb]. Wir wollten Bescheid sagen, dass wir mindestens bis zum 20. April geschlossen haben.“

„Alles klar. Bis zum 20. April. Machts gut!“

Ich hatte Glück. Der Freund war von Mittwoch letzter Woche bis Freitag von der Arbeit (bezahlt!) freigestellt.

Am Sonntag fuhr die freiwillige Feuerwehr mit Lautsprecher-Durchsagen durch die Straßen.

Es gelte ein Kontaktverbot, Ansammlungen von mehr als zwei Menschen seien verboten. Ausgenommen von der Regel seien Personen, die im selben Haushalt miteinander leben. Man dürfe raus, um einzukaufen, zur Arbeit/zum Arzt/zur Apotheke zu gehen oder sonstige wichtige Erledigungen zu machen, wie bedürftigen Personen zu helfen. Auch Spaziergänge seien erlaubt, auch mit einer „fremden“ Person oder denen, die im selben Haushalt leben. Man solle aber sonst so weit möglich Zuhause bleiben.

Schon seit letzter Woche hatten wir uns als Familie überwiegend Zuhause aufgehalten. Das Treffen mit Julia und den Kids (s. http://awesomediaries.de/?p=214) hatten wir dann auch erst mal verschoben. Und dann kam es Schlag auf Schlag. Corona, KiTa zu, immer mehr Fälle, lokale Ausgangssperren und/oder Kontaktverbote.

Ich hab wirklich großes Glück

Als das Wetter so traumhaft frühlingshaft warm war, fast sommerlich, konnten wir in den Garten gehen.

Der Freund arbeitet ganz in der Nähe und kann hinlaufen. Ich habe für Notfälle, Einkäufe und Erledigungen das Auto. Das ist Luxus!

Auch dass wir einen Garten haben, ungefähr vier mal zehn Meter groß. Wir können vom Wohnzimmer – Schuhe an und zack – direkt in den Garten gehen.

Er ist nicht groß, aber wir haben einen Garten. Das ist in der Großstadt schon was Besonderes! Und ich bin so unendlich dankbar dafür.

Trotzdem: diese Ausnahmesituation ist für jeden individuell außergewöhnlich.

Das Corona-Virus breitet sich aus. So schnell konnte ich meinen vorher geplanten Artikel gar nicht schreiben. Im Prinzip ging es um die Ignoranz einiger Menschen angesichts der Corona-Krise. Der hat sich durch örtliche Ausgangssperren und großflächige Kontaktverbote allerdings erübrigt.

Man muss das Beste aus dem machen, was man hat

Wir haben Glück. Wir haben Platz. Unser Wohnung erstreckt sich auf drei Stockwerke á zwei Zimmer. Plus Garten. Wir können uns hier auch mal aus dem Weg gehen, wenn wir möchten.

Ich denke oft an die Familien, die diese Möglichkeiten nicht haben.

Aber ganz ehrlich: wenn meine Wohnung so klein wäre, wie die, in der ich aufgewachsen bin, säßen meine Kinder den halben Tag vor dem Fernseher.

Man darf nicht immer so streng mit sich und seinen Kindern sein…

Die Corona-Krise verlangt (vor allem) Eltern einiges ab

Kinder haben einen natürlichen, starken Bewegungsdrang. Das stellt Eltern vor eine harte Probe.

Vor eineinhalb Wochen, als Corona in Deutschland/unserer Gegend greifbarer wurde, hatte ich glücklicherweise einen Termin bei meiner Therapeutin.

Es war der Montag, 16. März, der erste offizielle Schließungstag des Kindergartens wegen Corona.

Kinder spüren, wie es ihren Eltern geht. Ich war allgemein wegen der ganzen Situation verunsichert. Angespannt. Diese Unsicherheit über die Lage der nächsten Wochen machte mich unglaublich nervös.

Und so waren meine Kinder. Angespannt, überdreht, unruhig. Sie benahmen sich unmöglich und provozierten. Versuchten, mich abzulenken und spiegelten mein Verhalten und meine Emotionen. Aber ich kam gedanklich nicht aus meiner Krise.

Als der Freund zum Mittagessen kam, drehten die Kids total auf. Sobald wir Erwachsenen versuchten, uns zu unterhalten, schrien sie, warfen mit Essen oder störten effektiv anders.

Ich wollte aber wissen, wie es bei dem Freund so auf der Arbeit aussah, aufgrund des Virus‘. Also schickten wir die Kinder nach dem (sehr lauten und chaotischen) Essen ganz nach oben, ins Kinder(schlaf)zimmer.

Der Freund und ich redeten ungefähr zwei Minuten. Da schrie der Kleine wie am Spieß und Fräulein Chaos rief:

„MAAAAAMAAAAA! KOMM SCHNEEEEEELL!!!!“

Ich hechtete die 36 Stufen hoch und sah eine (weniger als erwartete) tragische Szene.

Wir hatten vorletzte Woche noch ein gebrauchtes Etagenbett gekauft. Die Tochter schläft oben. Der Kleine schläft momentan meistens bei mir und dem Freund oder in seinem Juniorbett.

Jedenfalls kam ich völlig außer Atem oben an und sah, dass die Tochter auf dem Etagenbett saß, kopfüber gebeugt über die Leiter. Auf dieser Leiter hing der Kleine, zwischen der ersten und zweiten Sprosse. Er traute sich nicht, auf- oder abzusteigen. Also hing er da und weinte herzergreifend.

Ich half und ging wieder nach unten ins Wohnzimmer, an den Esstisch, zum Freund.

Wir vertieften die Unterhaltung. Wenige Details später. Nach vielleicht drei Minuten krachte es oben auf der Treppe. Vermutlich hatte der Kleine wieder etwas die Treppe runter geworfen. Ich – total aufgebracht, zu viel Stress und Kofein, zu wenig Nahrung, wegen Stress beim Essen und so – hechete die Treppe wieder hoch.

Der Freund, voll gechillt, kam hinter mir her.

Im Kinderzimmer erwartete mich das totale Chaos: die Kinder warfen wahllos alles, was sie in die Hand bekamen, durch die Gegend.

Ich versuchte daraufhin in ruhigem Ton, die Situation „unter Kontrolle“ zu kriegen.

Überraschung: Es half nicht.

Dann wurde ich lauter.

Der Sohn lachte und fühlte sich durch meinen Auftritt motiviert. Die Tochter zog natürlich mit. Die Situation eskalierte zu das-geht-so-nicht-weil-ich-das-nicht-zulassen-kann.

Der Freund war inzwischen oben angekommen. Er versuchte zu helfen. Die Kinder drehten komplett durch – vollends motiviert von der doppelten Aufmerksamkeit. Er versuchte es mit Worten.

In diesem Moment passierte es: zwischen dem Geschrei und Lachen der Kinder, dem Vortrag des Freundes, dem Zunge rausstrecken des Kleinen, zwischen den wahllos durchs Zimmer fliegenden Gegenständen und meiner Hilflosigkeit kam mir ein Gedanke.

‚Die tanzen dir auf der Nase rum. Das wird jetzt Wochen/auf unbestimmte Zeit so weiter gehen.‘

Und dann kam die Panik-Attacke

Plötzlich stieg ein lautes Pochen in meine Ohren, dann hörte ich nichts mehr. Mein Herz raste und alles war wie in Zeitlupe. Ich hatte das Gefühl, gleich umzukippen und verspürte einen krassen Fluchtreflex.

Ich war so voller Gefühle, aber nicht in der Lage, sie zu zeigen. Ich stand einfach da. Gegen den kurz aufkommenden Schwindel mit beiden Beinen (schulterbreit) fest auf dem Boden. Nach vermutlich ein paar Sekunden sah ich den Freund an.

Der hatte mittlerweile den Kleinen auf dem Arm und die Situation schien unter Kontrolle. Mein Hörvermögen kehrte zurück und der Freund sagte was zu mir. Ich konnte ihn hören, aber mein Gehirn verarbeitete die Informationen nicht. Ich konnte nicht klar denken.

Ich folgte meinem immer noch starken Fluchtreflex. „Ist mir egal.“, ließ ich den Freund noch wissen, als ich das Zimmer verließ. Ich hatte keine Ahnung, was er überhaupt gesagt hatte.

Was ich danach genau gemacht habe, weiß ich gar nicht mehr. Ich glaube, ich bin erst mal einfach auf die Toilette gegangen und saß dann da.

Ich musste mich relativ schnell wieder fangen. Denn der Freund musste so langsam wieder zur Arbeit.

Ich hatte die Tag sehr viel über Corona gelesen. Als der Freund wieder zur Arbeit ging, parkte ich die Kinder vor dem Fernseher. Bei einem Kaffee entspannte ich mich am Computer. Ich wollte die aktuelle Corona-Lage in meiner Gegend checken.

Es ging mir nicht gut. Ich war total aufgewühlt und ganz zittrig. Sollte ich zu meiner Therapeutin gehen? Oder den Termin absagen? Dann würde ich die Kosten der Sitzung zur Hälfte zahlen müssen. Wie viel das wohl wäre?

Andererseits musste ich mich zusammenreißen. Es ging mir nicht gut. Der Termin würde mir gut tun. Nach fast einer Woche mal wieder raus zu kommen, auch. Also umsorgte ich die Kinder und zog mich an. Der Freund kam nach Hause, Feierabend.

Ich fuhr mit dem Auto zu meinem Termin. Ich parkte im Parkhaus. Kopfhörer rein und Mucke an. Bloß nicht nachdenken, runter kommen. Ich bummelte vom Parkplatz zur Therapeutin.

Bei der Therapeutin

Ich klingle, der Summer geht, ich betrete das Haus. Laufe den langen Flur runter, Treppe hoch. Am Ende des Ganges ist die Zimmertür wie immer geschlossen.

Wie jedes Mal höre ich die Therapeutin zur Tür kommen. Ihre Schritte sind immer rasch, aber nicht gehetzt. Klack, klack, klack, klack. Sie öffnet. „Guten Tag. Schön, dass Sie gekommen sind. Setzen Sie sich schon mal.“

Es gibt nur einen Behandlungsraum. Das Wartezimmer ist wie immer leer. Das ist mehr Deko. Die Therapeutin verschindet die wenigen Minuten bis Terminbeginn in ihrem Büro (klack, klack, klack, klack).

Ich tue wie mir geheißen, ich setze mich. Die Türe zum Behandlungszimmer ist offen, ich höre Tastaturanschläge. Ein Glas Wasser wird eingegossen und getrunken.

Ich fühle mich noch immer ganz zittrig und versuche, still zu sitzen. Alles ist wie immer. Nur der Lärm von den Straßen klingt nicht so wie sonst. Es ist unnatürlich still, obwohl die Sonne gibt sich alle Mühe gibt.

Klack, klack, die Therapeutin kommt mit einer Mappe ins Zimmer, die sie immer dabei hat und nie öffnet. Sie schließt die Tür, legt die Mappe auf das Tischchen neben uns und setzt sich mir gegenüber. Unsere Sessel sind gleich. Halbrund, bequem, man kann sich drehen.

Sie sieht mich an. Bis hierhin kommt meine Nervosität vor den Terminen immer auf den Höhepunkt. Ich bin wegen mir hier. Es geht um mich. Ich kann mir jetzt nicht mehr ausweichen. Ich muss mich mit mir und meinen Gefühlen auseinandersetzen. Jetzt.

„Wie geht’s?“, fragt sie als erstes. Immer. Es ist gefühlt etwas halbherzig. Aber sobald ich rede, ist ihr Fokus voll da.

„Heute geht’s mir nicht so gut.“ Sie fragt nach. Ich erzähle von meiner vermeintlichen Panikattacke.

Dann kullern mir ein paar Tränen herunter. Ich bin nicht traurig – ich fühle mich nur absolut hilflos. Ich kann erst nicht weiter sprechen, weil ich nicht weiß, wie ich es beschreiben soll. Aber ich muss es in Worte fassen, um mir selbst auch klarer zu werden, also beginne ich einfach:

„Ich… Ich weiß auch nicht. Ich hab keine Angst vor dem Corona-Virus. Natürlich muss man auf sich und andere achten. Auch um meine Familie mach ich mir im Prinzip keine Sorgen, wir gehören nicht zur Risikigruppe, keiner von uns. Aber… irgendwie…. Als ich vorhin da stand und die Kinder so furchtbar waren, da wurde mir bewusst, dass wir jetzt einige Zeit im Ausnahmezustand sind. Wer weiß, wann der Kindergarten wieder aufmacht? Was sonst noch alles so passiert? Ich kanns nicht greifen, ich fühle mich einfach hilflos. Überfordert.“

Überfordert. Ich hasse dieses Wort. Aber es beschreibt meine psychische Verfassung so gut.

Ich rechne mit „Gegenargumenten“ der Therapeutin. Aber sie nickt und sagt:

„Das ist doch ganz normal, dass Sie sich so fühlen.“

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Dann runzel ich die Stirn:

„Echt?“ Ich weiß grad nicht mal selbst wirklich, wie ich mich fühle. Und die Frau sagt, das sei normal…

„Nun, Sie hatten einfach andere Pläne. Sie wollten wieder arbeiten gehen. Ihr Weg ging gerade in eine andere Richtung. Weg von der Kinderbetreuung. Und jetzt erleben Sie genau das Gegenteil. Sie sind jetzt quasi 24 Stunden mit ihren Kindern „eingesperrt“. Das wirft jetzt auch ihre ganze Jahresplanung durcheinander. Noch dazu kommt die Unsicherheit, weil keiner von uns weiß, wie lange die ganze Situation dauern wird, was in Deutschland noch so passiert und so weiter.“

Was kann ich tun? Frust oder Freude, aufgeben oder akzeptieren

Die Therapeutin fährt fort:

„Sie haben im Prinzip zwei Möglichkeiten. Erstens: Sie ärgern sich, sind genervt und finden alles blöd. Dann wird aber auch alles blöd. Oder, zweitens: Sie akzeptieren die Situation und machen das Beste daraus. Wann haben Sie mal wieder so viel Zeit mit Ihren Kindern? Ihre Tochter geht in eineinhalb Jahren zur Schule. Wenn sie wieder Arbeiten gehen, ist Ihre Zeit auch wieder begrenzter mit den Kindern. Das ist Zeit, die Sie nie mehr zurück bekommen. Die Kinder sind nie mehr so klein. Schaffen Sie neue, schöne Erinnerungen.“

Es klingt so einfach und banal, aber sie hat Recht. Aufgeben, alles scheiße finden, oder akzeptieren, das Beste rausholen.

Ihre Tipps:

  • Alles mögliche mit den Kindern zusammen machen. Meine Tochter darf den Zucker in meinen Kaffee machen. Auch mal die Milch rein schütten. Der Sohn bekommt den Staubsauger in die Hand und darf „den Tisch decken“ (eher wahllos Dinge auf den Tisch stellen, aber immerhin: er bringt es von der Küche aus auf den Esstisch!).
    • So sind sie bei dir und bekommen Aufmerksamkeit, auch wenn du zu tun hast. Wenn ihr „Aufmerksamkeitsakku“ wieder „aufgeladen“ ist, können sie auch mal allein spielen und du hast Ruhe für einen Kaffee, einen Tee, ein Buch/Hörbuch oder mal eine Raucherpause.
  • Rausgehen ist nicht verboten.
    • Toll ist natürlich ein eigener Garten. Aber einfach spazieren gehen ist erlaubt. Außer bei Ausgangssperren, aber ohne fremde Kontakte ist sogar das erlaubt.
  • Für jeden Tag eine schöne Idee, z.B.:
    • mit Wasserfarben/Filzstiften malen (anstrengend wegen dem Kleinen, man muss voll hinterher sein, aber bei meinen Kindern der absolute Hit!)
    • das weiße Puppenhaus/das Bett/die Fenster/ eine bestimmte Wand mit Fingerfarben bemalen
  • Ausnahmen sind erlaubt! (s. weiter unten)

Mir fallen direkt ein paar Sachen ein.

Jetzt habe ich ein Ziel!

Ich habe jetzt ein Ziel für jeden Tag.

Jeden Tag stehe ich – und stehen sehr viele Eltern – vor der Aufgabe, die Kinder zu versorgen, zu beschäftigen, zu erziehen, müde zu machen, möglichst Zuhause zu halten, möglichst kontaktfrei.

Und mein Ziel eines jeden Tages ist es, den Tag zu gestalten. Was machen wir heute? Wie ist das Wetter? Wie sind die Kinder drauf? Was brauchen sie jetzt gerade? Wie geht es mir? Was brauche ich?

Ich stelle mir morgens keinen Wecker. Der Freund geht arbeiten und irgendwann weckt uns der Sohnemann. Manchmal stehe ich auf, manchmal spielen die Kids einfach noch, während ich döse oder sie kuscheln sich sogar zu mir ins Bett.

Vorgestern meinte der Sohn, die Nacht müsse um 6:45 Uhr enden. Ha ha. Da hab ich ihm mein Handy in die Hand gedrückt. YouTube, ein Video von „Peppa Wutz“, alternativ gibt es „Pocoyo“ oder „Shaun das Schaf“. Find ich gut. Er hat mich noch eine Stunde schlafen lassen!

Zu Mittag gab es heute Reis von gestern mit einer Dose passierter Tomaten. Separat dazu im Topf aufgewärmt, eine Dose „Möhrchen und Erbsen (sehr fein)“.

Da das Mittagessen von den Kids komplett verweigert wurde, gabs das eben zum Abendessen zusammen mit Brokkoli. Und da haben sie ordentlich reingehauen.

Ich räume dauernd um > Abwechslung!

Ich räume dauernd Spielzeug durch die Gegend. Ein Körbchen mit Bauklötzen. Das Lego Duplo. Das Lego Belville. Das Playmobil. Alles steht immer mal woanders oder ist für die Kinder nicht auffindbar. Wenn sie es dann finden, ist es auf einmal suuuuuuper interessant. Während sie sich im Wohnzimmer dafür zwei Wochen lang null interessiert haben.

Erst unlängst, vor wenigen Wochen, war unser Wohnzimmer auch wieder ein Wohnzimmer geworden.

Wir hatten das große Schlafzimmer und das kleine Kinderzimmer getauscht. Die Kids hatten nun in ihrem Zimmer mehr Platz. Also schaffte ich aus dem „Spielwohnzimmer“ jede Menge Zeug nach oben.

Jetzt allerdings, da wir mehr oder weniger den ganzen Tag Zuhause sind, ist es schwierig geworden.

Im Erdgeschoss sind Küche und Wohnzimmer, die Räume, in denen wir überwiegend leben und wohnen. Als es draußen warm war, konnte man wenigstens noch den Garten nutzen. Die Tage war es draußen arschkalt!

In der Not verwandelt man das Wohzimmer in einen Indoor-Spielplatz

Wir haben eine Matratze übrig, die normalerweise im Kinderzimmer liegt. Die schleppten wir kurzerhand ins Wohnzimmer. Die Kinder halfen mit. Das war ein richtiges Abenteuer!

Unten baute ich ihnen aus der Matratze mit der Couch eine Rutsche. Nicht so gut für die Matratze, aber gut für die Kinder. Danach diente die Matratze als Fall-Abdämpfer. Heldenhafte Sprünge wurden von der Couch aus vollführt. Meine Kinder wollten sich gegenseitig mit ihren Künsten übertrumpfen!

„Mama, gugg!“, rief jeweils der kleine und „Guck zu mir, Mama! Du musst aber ganz lange gucken, die ganze Zeit!“, kam von Fräulein Chaos.

Die Kinder zeigen beim Bauen der Kulisse viel Kreativität. Auch sie lassen sich jeden Tag etwas Neues einfallen. Mal wird der eine Tisch als „Treppe“ benutzt, mal ein Stuhl, mal gibt es einen richitig professionellen „Fallschutz“ an den Seiten der Matratze aus Decken und Stuhlkissenauflagen auf dem Boden.

Meine Tochter lernt schnell dazu. Das ist der Wahnsinn. Sie hat mittlerweile richtig konstruktive Ideen. Es ist nicht leicht, ungeduldig mit ihr zu sein, denn sie benutzt meine eigenen Waffen gegen mich. Falle ich ihr etwa ins Wort, oder hat sie noch nicht ausgeredet, sagt sie entschieden:

„Nein warte, lass mich ausreden! Hör mir mal zu…“

Dann erklärt sie mir was voll Krasses, was nicht oder nur schwer realisierbar ist 😀

Es ist ein Hoch und Tief. Prinzipiell sind die Kinder einfacher zu händeln, wenn man sich liebevoll und aufmerksam mit ihnen beschäftigt.

Aber manchmal nerven die Kinder auch einfach. Sie sind laut und anstrengend und unglaublich bedürftig. Sie machen Dreck und futtern meine Süßigkeiten…

Ich weiß, dass es mir vergleichsweise gut geht. Niemand im meinem Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis ist aktuell schwer krank oder liegt gar im Sterben. Ich bin auch keine aus den Berufsgruppen, die gerade Überstunden ohne Ende schieben und da draußen kämpfen. Oder arbeiten und den Betrieb am Laufen halten (KassiererInnen, PostbotInnen, Pflegekräfte, Schwestern, ÄrztInnen, SanitäterInnen,…).

Aber ich bin auch nur ein Mensch und muss gucken, dass ich irgendwie klar komm

Ich finde halt, man darf gerade in solchen Zeiten wie den jetzigen nicht zu krass darauf bedacht sein, seinen bisherigen „Zeitplan“ einzuhalten.

Wenn es nach Fräulein Chaos und mir ginge, wäre „Party“ bis in die Nacht und schlafen bis mittags. Wie gesagt, ich stelle mir keinen Wecker. Aber der Kleine weckt uns schon, zu gegebener Zeit. Meistens irgendwann zwischen 7 und 8 Uhr.

Und wenn nicht? Dann würden wir bis um 10 Uhr pennen. Dann wärs halt so.

Ganz ehrlich: Hut ab, vor all den Leuten, die noch ihren geregelten Alltag haben!

Nach all den negativen Gefühlen zur aktuellen Lage bin ich übergegangen zu: scheiß drauf. Der Sohn wirft Dinge durch die Gegend. Etwas fällt um. Ja, dann isses halt so!

Ich reg mich so schnell auf, aber was bringts? Also laufen die Tage unter dem Motto: WAS SOLLS. Es sind nur Dinge…

Eine Freundin, Mara, kam heute zum Brunchen. Ja, schande über mich. Aber ich hatte zwei Wochen lang keine sozialen Kontakte. Zuletzt vorletzten Samstag mit ihr. Sie ist Single.

Meine zwei guten Freundinnen – Julia und Miss Incredible – sind beide Mütter. Miss Incredible hat ihr Smartphone geschrottet und verweilt nun glücklich ohne Internet tagsüber. Julia arbeitet und hat beide Kids daheim.

Also war ich wirklich froh über Maras Besuch.

Ausnahmsweise.

Du musst deinen Kindern, wenn sie alt genug zum kommunizieren mit Worten sind, aber es trotzdem nicht kapieren, immer wieder erklären: nein, du kannst leider deine Freunde nicht sehen. Wir können nicht in den und den Park. Der Indoor-Spielplatz, nach dem du mich zehn Mal am Tag fragst, hat zu! Nein, die Oma kann nicht kommen, weil sie sich um die Uroma kümmert. Und wenn wir krank sind und die kleine Oma anstecken, und die dann die Uroma ansteckt, ja da wird die Uroma ganz furchtbar krank…

Es ist einfach eine Herausforderung. Die Wohnung, das Zimmer, alles ist bekannt. Die Kinder langweilen sich schnell. Sie haben Bewegungsdrang…

Ausnahmsweise

Ja, ich kümmer mich liebevoll um meine Kinder, aber…

  • wenn ich eine Pause brauche, parke ich sie vor dem Fernseher.
    • wir haben so ’n Smart-TV, da gibts YouTube. „Peppa Wutz“, „Meine Freundin Conny“, „Grizzy und die Lemminge“, „Pocoyo“, „Shaun das Schaf“, „Sendung mit der Maus“, „Caillou“. Es gibt jede Menge Unterhaltung für kleine Kinder, ohne dass man dabei sein muss, damit sie kein Trauma davon tragen…
  • „für die Kinder kanns auch mal was aus der Dose sein“.
  • ich darf auch mal „Nein“ sagen, wenn ich keine Lust zum Spielen habe.
  • man darf seine Kinder auch mal mit Süßigkeiten bestechen. Oder Eis.
  • wenn sie toben und es mir zu laut wird, setze ich Kopfhörer auf und höre laut Musik.
  • ich darf mich auch selbst nicht vernachlässigen.

Am besten dreht man zur Abwechslung auch einfach selber mal durch!

Was macht DIR Spaß?

Ich binde die Kinder ein. Ich hab neulich aussortiert. Wolle. Das war zwar eher nicht so spaßig, aber:

Ich hab der Tochter einfach die Schere in die Hand gedrückt, habe manchmal das Gefühl, sie zerstört gerne Sachen. Unkontrolliert lässt sie das an Sachen aus, bei denen ich dann blöd gucke. Warum nicht mal solche „Neigungen“ kontrolliert ablaufen lassen?

Meine Tochter hat sich Wolle ausgesucht und noch woanders buntes Papier gefunden. Hab ihr Tesa-Film in die Hand gedrückt. Sie hat was gebastelt. Es hat ihr Spaß gemacht und sie war beschäftigt.

Meistens muss man mit Kindern gar kein allzu großes Tamtam machen. Mach irgendwas und binde sie ein.

Das klappt zumindest bei uns ganz gut.

Und wenn du genervt bist, kotz dich aus, zum Beispiel bei einer Freundin. Das tut auch mal gut.

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