Warum ich Peppa Wutz/Pig liebe – und warum mehr Serien so sein sollten

Sie ist rosa, sie ist klein - sie ist ein Schweine-Mädchen!

Darf ich vorstellen: Peppa Wutz

Screenshot YouTube Video
Peppa mit "Teddy"

Ich behaupte, dass quasi jeder Peppa Pig kennt.

Die Vorschulserie, zu Deutsch Peppa Wutz, kennen sogar Menschen, die keine Kinder haben. Oder sie haben das Schweinchen zumindest mal irgendwo gesehen.

Ich verstehe, wieso Kinder die Serie mögen! Darauf will ich aber gar nicht eingehen.

Ich möchte Dir erzählen, warum ICH die Serie so gut finde. Und warum mehr Serien so sein sollten.

Die Serie ist für Kinder gut geeignet

Überrascht, dass ich den Punkt anspreche, wo es doch um eine Kinder-Serie geht?

Das muss nix heißen, es gibt viel Müll auf diesem Planeten.

Peppa Wutz überzeugt durch eine gewisse Ruhe, es gibt keine unnötig schnellen Bildwechsel, keine lauten Störgeräusche oder plötzliche Lautstärkeänderungen.

Die Serie hat mehrere Staffeln mit kurzen Folgen von jeweils ca. 5-8 Minuten Länge.

Die Dialoge sind nett und kindgerecht. Es werden auch Dinge erklärt, etwa, was Recycling istwarum man bei Kälte Schal, Mütze und Handschuhe anziehen muss und warum man kein rotes Kleid mit weißer Wäsche waschen sollte.

Wie gesagt, nett gemacht, auch mit Lernfaktor und vor allem wichtig für mich als Mutter: NICHT STRESSIG (!) und gut „auszuhalten“ im Hintergrung (im Gegensatz zu Masha und der Bär z. B.).

Gehen wir mal auf die "Meta-Ebene"

"Warum ein Schwein?"

Ich weiß noch, welche Folge ich das erste Mal von PW (Peppa Wutz) sah (Peppa is‘ mit der Family einkaufen) und dachte:

„Okay, warum sind die so komisch gezeichnet? Und warum ein Schwein?“

Keine Schönheitsideale

Es fällt auf, dass in der Welt des kleinen Schweinchens nicht viel Wert auf „Schönheit“ gelegt wird.

Klar, Peppa freut sich, als sie neue Schuhe bekommt. Sie schminkt sich auch mal, wie Mama Wutz.

Weil Kinder das tun. Sie finden neue Dinge schön und schminken sich auch mal, wenn sie das bei Mama sehen.

Man findet dort Dinge schön; es wird aber nichts idealisiert.

Ansonsten trägt niemand Schmuck (außer natürlich die Königin). Aber: alle Mädchen und Frauen tragen Kleider (ich schätze zur Unterscheidung).

Sport wird thematisiert, aber es geht dabei immer um die Gesundheit, nicht um das körperliche.

Mit einer Ausnahme: Papa Wutz hat einen „dicken Dickbauch“, mit dem er des öfteren von seinen Kindern aufgezogen wird.

Feminismus und Rollenbilder

In Peppas City rocken die Frauen das Feld!

Jedenfalls größtenteils – aber sonst wäre es ja auch nicht mehr gerecht.

Zwar werden schon teilweise Klischees bedient; etwa, dass die Mannschaft von Herrn Bulle, alle Bauarbeiter, allesamt Männer sind.

Dafür besteht die Feuerwehr lediglich aus einer Person, Frau Mümmel (absoluter Superstar der Serie!). Außer in der Folge, in der die Frauen die Mütter-Feuerwehr gründen.

Frau Mümmel geht ab. Sie macht fast alle Jobs in der Stadt:

  • sie ist Bibliothekarin
  • sie führt den Porzellan-Laden
  • arbeitet im Museum und der örtlichen Tourismusbehörde
  • außerdem im Aquarium, dort übrigens an der Kasse UND als Putzfrau für die Fischbecken 😀
  • fährt den Bus
  • sitzt im Supermarkt an der Kasse
  • ist Lockführerin
  • verkauft Eis
  • verkauft in Paris Accessoires an einem Stand (und tut auf Ansprache, als sei sie das nicht – die französische Frau Lümmel!)
  • in einer Folge wird sie von der Königin ausgezeichnet als Person, die die meiste Arbeit macht 😀

Allgemein werden in der Serie die Frauen hoch geschätzt. Papa Wutz ist Mama Wutz gegenüber sehr liebe- und respektvoll. Er kocht auch mal, wenn sie im Homeoffice arbeitet.

Und Mama Wutz veröffentlicht ein Kinderbuch und macht einen Fallschirmsprung, weil sich sonst niemand traut.

Das Miteinander

Ich behaupte, dass Serien auch eine Vorbildfunktion haben.

Insofern, dass Kinder sich das eben anschauen und daraus lernen. Die Frage ist immer: was lernt mein Kind da?

Anfangs fand ich es irgendwie affig, dass Peppa so ein nettes und liebes Mädchen ist:

„Mamaaa, dürfen Schorch und ich jetzt bitte draußen spielen?“

„Ja, aber zieht eure Gummistiefel an.“

Jaaa Mama!“

Ich fand ihre immerzu positive Reaktion auf die Bitten der Eltern so unrealistisch. Dann hab ich Masha und der Bär gesehen. Und MASHA IST! SO! NERVIG!

Sie ist laut, gibt Widerworte, „gehorcht“ nicht, denkt sich lauter tolle Sachen aus, die dem Bären aber gegen den Strich gehen. Masha ist ein richtiges Kind wie im echten Leben: aufgedreht und stressig 😀

Da hab ich schätzen gelernt, dass Peppa so freundlich ist. Sie sagt anderen Leuten „Hallo“ und „Tschüss“, bedankt sich und bittet um Dinge.

Und ob Du es glaubst oder nicht: Kinder gucken da ganz genau hin.

Als das mit Peppa hier anfing bei meiner Tochter, hat sie direkt verinnerlicht: es wird nur mit Gummistiefeln in Pfützen gesprungen!

Konfliktlösung

Natürlich wird sich auch mal gestritten. Im Leben ist man nicht immer einverstanden mit dem, was jemand anderes tut oder sagt.

Doch die Konflikte werden immer mit Worten gelöst. Manchmal müssen die Kinder das unter sich klären, manchmal helfen die Eltern beim Vermitteln.

Auch das Aushalten von Enttäuschung und der Umgang mit negativen Gefühlen wird thematisiert.

Die Kinder bei Peppa Wutz machen auch viel Unsinn und „bauen“ mal Mist.

Wie das eine Mal, als Oma Wutz fast in Ohnmacht fällt, als Peppa und Schorch ihrem neuen Papagei lauter dummes Zeug beibringen. Aber dann lacht sie einfach, die Oma. Und dann lachen alle. Allgemein wird viel gelacht.

Oder, als Papa Wutz ganz stolz auf seinen Kürbis ist und Peppa mit dem Fahrrad reinkracht.

Da ist sie ganz traurig und sagt:

„Entschuldige Papa, dass ich deinen Kürbis kaputt gemacht habe…“

Und er nimmt sie in den Arm und sagt:

„Macht doch nichts. Peppa. Wenigstens DU bist nicht kaputt!“

Jedes Tier... ehm, ich meine: Jeder Mensch ist anders!

Jede Familie im Peppa-Universum gehört zu einer anderen Tierart.

Ihre Freundin Luzi ist ein Schaf, Molli eine Katze usw.

Jedes Kind kann andere Dinge. Luisa Löffel, Peppas Hasen-Freundin, kann weit springen, aber nicht so gut schwimmen.

Und so hat jedes der Kinder und Erwachsenen andere Vorlieben und Fähigkeiten. Hier ist das so selbstverständlich, weil das alles verschiedene Tiere sind. Bei Menschen ist uns das machmal gar nicht so bewusst auf den ersten Blick. Alles Menschen, ja – aber jeder ist anders!

Das wird bei Peppa auch jedem zugestanden. Jeder ist anders, jeder mag andere Dinge und wird trotzdem gemocht – um seiner selbst willen.

Pedro Pony kommt bspw. dauernd zu spät zur „Spielgruppe“ (Kindergarten), weil er oft verschläft.

„Entschuldigung, Madame Gazelle, ich habe verschlafen.“

Und Madame Gazelle lächelt halt einfach und sagt liebevoll:

„Oh, Pedro, Du schläfst wirklich gerne, nicht wahr?“

Ich wünschte, das würde im echten Leben auch so gehen-.

Witze, die nur Erwachsene kapieren

Abgesehen von den guten Merkmalen der Serie, find‘ ich sie auch einfach witzig 😀

Es gibt Szenen, die nur Erwachsene richtig kapieren.

Einmal ist Opa Wutz mit den Kindern im Dunkeln noch am Hühnerstall, um zu schauen, ob die eingesperrt sind. Da taucht plötzlich der Herr Fuchs auf.

„Was machst du denn hier?“

fragt der Opa den Fuchs. Und der grinst nur und meint:

„Ich wollte nur schauen, ob die Hühner schon schlafen.“

(Füchse fressen Hühner)

Eine Folge trieft nur so voller Anspielungen: Madame Gazelle, die Lehrerin der Kinder, ist eine Gazelle. In einer Folge geht sie mit den Kindern in den Zoo.

Dort treffen sie den Zoodorektor, Herrn Löwe (Löwe = König der Tiere = Zoodirektor), vor dem Madame furchtbar erschrickt. Und er begrüßt die Kinder und sagt mit Blick auf Madame Gazelle:

„Ihr seid zur rechten Zeit gekommen. Es ist Fütterungszeit.“

Am Becken mit den Pinguinen taucht plötzlich ein Krokodil auf und Madame Gazelle erschrickt, im Gegensatz zu den Kindern, ruft:

„AH! KROKODIL!!!“

Weil im echten Leben Gazellen von Krokodilen gefressen werden 😀 you know.

Es stellt sich raus, dass das Krokodil eine Zoo-Angestellte ist, die sich um die Tier-Tiere kümmert.

Als es später Zeit zum Mittagessen wird, stehen Gazelle, Löwe und Krokodil beieinander. Madame Gazelle sagt:

„Ich bekomm‘ so langsam Hunger…“

Löwe dreht sich zur Gazelle um und sagt:

„Ich auch, nun ist UNSERE Fütterungszeit!“

Krokodil dreht sich auch zur Gazelle um:

„Was gibt es heute, Herr Löwe?“

Und das Krokodil leckt sich mit der Zunge über den Mund, der Löwe lacht:

„Lunchtime!“

Muss man nicht witzig finden – aber ich finde es lustig 😀 besonders die Zoo-Folge gibt mir als Erwachsenem das Gefühl, dass die Serie auch irgendwie für mich gemacht wurde 😀

Triviales

  • Die Fähigkeiten und Vorlieben der Kinder und Erwachsenen entsprechen dem, was die Tiere selbst auch gut können und mögen. Die Hasen springen bspw. sehr weit, Emelie Elefant ist am lautesten, Gerald Giraffe ist das größte Kind. Molli Mietze mag Fisch und Peppa liebt als Schwein Matschepfützen usw.
  • Die Namen bilden jeweils Alliterationen; d. h. der Anfangsbuchstabe des Vor- und Nachnamens ist jeweils der selbe, weswegen sich die Namen in den Übersetzungen auch teilweise von der englischen Version unterscheiden. Luzi Locke heißt auf Englisch Susi Sheep („Susi Schaf“ war wohl nicht so wohlklingend). Ich schätze, Peppa heißt „Wutz“, statt „Schwein“, weil es besser klingt.
  • Die Königin bei Peppa ist ein Mensch! Der einzige Mensch, den es dort gibt (Mensch = als „Krone“ der Schöpfung = Königin).
  • Frau Lümmel hat mindestens 12 verschiedene Berufe (vermutlich mehr; aber ich hab ja jetzt auch nicht JEDE Folge gesehen :D:D:D).
  • Es gibt einen Arzt, der die Tier-Menschen behandelt und einen gesonderten Tierarzt, für Tier-Haustiere.
  • Haustiere sind: Vögel, Schildkröten, Schmetterlinge, Fische, Pinguine, Affen, Enten, Hühner.
  • Da die Katzen nicht zu den „Haustieren“, sondern „Menschen“ gehört, rettet Frau Mümmel als Feuerwehrfrau regelmäßig Schildkröten aus Bäumen (statt Katzen).
  • Weil Peppa Wutz ist eine britische Zeichentrick-Fernsehserie ist und logischerweise nicht ins amerikanische Englisch „übersetzt“ werden musste, fangen amerikanische Kinder, die die Serie sehen, an, teilweise mit britischem Accent zu reden 😀
  • Eine Sache fand ich etwas blöd: Peppa sagt manchmal zu ihrem Papa, er sei dumm. „Dummer Papa“ und dann lachen sie. Aber naja, gibt Schlimmeres 😀

Was soll ich sagen? Die ist schon ’ne coole Socke, die Peppa Wutz.

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